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Start Business Reportage Rundum gesund im Friseursalon!
Reportage

Rundum gesund im Friseursalon!

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Rundum gesund im Friseursalon!

Das Friseurhandwerk ist ein sehr erfüllender Beruf: Täglich tun Stylist:innen Menschen etwas Gutes. Dabei geht es nicht nur darum, Kund:innen gut aussehen zu lassen, sondern auch um die Kommunikation.

Damit die eigene Gesundheit der Friseur:innen dabei nicht auf der Strecke bleibt, gibt es im beruflichen Alltag einiges zu berücksichtigen. OVERHEAD traf Arbeitsmedizinerin Dr. Roswitha Hosemann von der AUVA zum Interview,
um wertvolle Tipps für einen gesunden Salonalltag zu erfahren. 

Redaktion OVERHEAD: Guten Tag Frau Dr. Hosemann, danke, dass Sie sich die Zeit nehmen, um mit uns über das wichtige Thema Gesundheit am Arbeitsplatz zu sprechen. Gerade Hauterkrankungen sind bei Friseur:innen leider eine häufige Erkrankung. Wie können sich Stylist:innen vorbeugend gegenüber Hauterkrankungen schützen? Welche Maßnahmen sind speziell im Winter sinnvoll, wo eine zusätzliche Belastung durch trockene Heizungsluft besteht?
Dr. Roswitha Hosemann: Gerade beim Hautschutz gibt es ganz klar definierte Schutzmaßnahmen für die Berufsgruppe der Friseur:innen, sozusagen einen Standard. Die konsequente Verwendung von geeigneter, persönlicher Schutzausrüstung (PSA) ist hier ganz klar im Vordergrund. Das heißt: Nur das Verwenden von langstulpigen Einweg-Handschuhen (aus Nitril oder Vinyl) beim Waschen, Farbe auftragen, etc. beugt Hauterkrankungen vor. Der häufige Kontakt der Haut mit Wasser, Shampoo und anderen Substanzen macht die Haut rissig, trocken und somit anfälliger für Kontaktallergien, Ekzeme und weiteres. Dabei geht es wirklich um die Umsetzung im Salon – denn diese Maßnahme hilft nachweislich und kann viel verhindern.

Pflegecremen sollten vor dem Nachhausegehen aufgetragen werden. Im Winter ist eine zusätzliche private Verwendung von Pflegecremen besonders abends anzuraten. 

Red. OVERHEAD: Leider sind auch Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates bei Friseur:innen ein Thema. Welche ergonomischen Belastungen sind bei diesem Beruf gegeben und wie kann gesundheitlichen Problemen vorgebeugt werden?
Dr. Hosemann: Friseur:in ist ein stehender Beruf, das wirkt sich natürlich auf den Bewegungsapparat aus. Dabei können schmerzende Füße, geschwollene Beine bis hin zu Krampfadern verstärkt auftreten. Hier kann man mit dem passenden Schuhwerk schon viel ausrichten: Ergonomische, bequeme Schuhe mit einem soliden Fußbett und eventuell Einlagen sind ideal für den Alltag im Salon. Weiters können leichte Stützstrümpfe (mit milder Kompression) den Schwellungen an Beinen entgegenwirken. Wer jetzt gleich denkt, so zu einem modischen Alptraum zu werden, dem sei gesagt: Ergonomische Schuhe gibt es heute schon in unzähligen, auch stilsicheren Ausführungen und leichte Kompressionsstrümpfe in allen Farben, unter der Kleidung nicht sichtbar. Gesundheit und Style gehen hier also durchaus zusammen.

Leider sind Friseur:innen auch von Rückenschmerzen und Verspannungen im Schultergürtel betroffen, häufig durch sehr statische und einseitige Belastungen, wie sie beim Schneiden und Föhnen auftreten. Hier ist Abwechslung der Schlüssel: Versuchen im beruflichen Alltag zwischen Stehen, Sitzen und Gehen zu wechseln. Bei sitzendenen Tätigkeiten geeignete Sitzhilfen bewusst verwenden. Auch die Investition in hochwertige, höhenverstellbare Frisierstühle ist wichtig: Eine Verstellung der Sitz (und somit auch Arbeitshöhe) muss so leicht wie nur möglich sein. 

Red. OVERHEAD: Friseur:innen hantieren in ihrem beruflichen Alltag mit verschiedenen chemischen Erzeugnissen, einige davon auch mit reizenden Eigenschaften. Welche Belastungen sind hier für die Atemwege vorhanden und wie lassen sie sich reduzieren?
Dr. Hosemann: Stylist:innen kommen in ihrem Berufsalltag mit allerlei Gefahrenstoffen in Kontakt, das beginnt schon bei den Reinigungsmitteln für den Salon. Hier können Saloninhaber:innen schon bei der Anschaffung darauf achten, wirklich milde Putzmittel zu kaufen. Viele Produkte, mit denen Friseur:innen im handwerklichen Tun in Berührung kommen, sind nicht als Gefahrenstoffe gekennzeichnet – schlicht weil sie der Kosmetikverordnung unterliegen. Aber auch Kosmetika sind nicht immer unbedenklich und Stylist:innen kommen mit diesen Stoffen in ganz anderen Mengen in Kontakt, als Kund:innen. So können auch Kosmetika allergieauslösend und irritativ wirken, für Atemwege können Sprays oder Blondierpulver irritativ oder sensibilisierend wirken.. Bei der enormen Vielzahl an haarkosmetischen Produkten muss man sich immer konkret zum verwendeten Produkt informieren. Ganz allgemein ist aber auch regelmäßiges Lüften im Salon wichtig zum Schutz der Atemwege. 

Red. OVERHEAD: Welche Rolle spielt der tägliche Kundenumgang, der oft stressige Salonalltag, verbunden mit Zeitdruck, den Friseur:innen erleben in Bezug auf ihre psychische Gesundheit?
Dr. Hosemann: Seit nunmehr 10 Jahren ist im Arbeitnehmer:innenschutzgesetz verankert, dass Arbeitgeber:innen auch regelmäßig potentielle psychische Gefährdungen am Arbeitsplatz evaluieren müssen.

Gerade im Dienstleistungsbereich kann der Kundenumgang durchaus belastend werden. Hier sind Schulungen und Fortbildungen sinnvoll: Wie gehe ich mit „schwierigen“ Kund:innen um? Aber auch: Wie schütze ich mich selbst?

Auch eine sehr hohe Termindichte, die keinerlei Pausen mehr zulässt, oder eine zusätzliche musikalische Beschallung kann zur Belastung werden. Hier sind Arbeitgeber:innen gesetzlich gefordert entsprechende Maßnahmen zu setzen. 

Red. OVERHEAD: Als Arbeitsmedizinerin in der AUVA sind sie mit berufsbedingten Erkrankungen und deren Auswirkungen konfrontiert. Was raten Sie ganz allgemein Saloninhaber:innen als Arbeitgeber:innen und Friseur:innen als Arbeitnehmer:innen beim Umgang mit diesen?
Dr. Hosemann: Derzeit gibt es 53 gesetzlich anerkannte Berufskrankheiten. Friseur:innen können von Hauterkrankungen und/oder Atemwegserkrankungen betroffen sein, gerade bei Hauterkrankungen stellen Friseur:innen eine Hochrisikogruppe dar. Durch geeignete Maßnahmen können viele berufsbedingte Erkrankungen verhindert werden. Arbeitsmediziner:innen von AUVAsicher können kostenlos zur Beratung angefordert werden. Beim Auftreten von Problemen (z.B. Handekzemen) ist eine Meldung an den zuständigen Unfallversicherungsträger durchzuführen. Wichtig ist eine rechtzeitige Intervention, nur so können Schäden und eventuell eine sonst nötige Aufgabe des Friseurberufes verhindert werden.

Red. OVERHEAD: Frau Dr. Hosemann, ich bedanke mich herzlich für das aufschlussreiche Interview. 

Mehr Informationen zum Thema:
auva.at/gesundehaut (Link klicken)

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