Mit jahrzehntelanger Erfahrung und einer Passion für Kreativität und Handwerkskunst hat KommR Peter Strassl nicht nur zahlreiche Trends gesetzt, sondern auch Generationen von Friseuren ausgebildet und inspiriert.
Als Gründer von Intercoiffeur Strassl und Träger mehrerer prestigeträchtiger Auszeichnungen steht Peter Strassl für Exzellenz und Innovation in der Branche. OVERHEAD hat im gemeinsamen Gespräch mit ihm über seinen Werdegang, die Entwicklungen im Friseurhandwerk, sowie seine Visionen für die Zukunft gesprochen.
REDAKTION OVERHEAD: Herr Strassl, Sie blicken auf eine beeindruckende Karriere im Friseurhandwerk zurück. Wie kam es dazu, dass Sie den Beruf aufgegriffen haben und was war für Sie der prägendste Moment in Ihrer beruflichen Laufbahn?
PETER STRASSL: Mein Berufsweg begann ganz klassisch mit einer Lehre, mit 21 Jahren habe ich die Meisterprüfung abgelegt und im Jahr 1963 bin ich dann in den elterlichen Betrieb eingetreten.
Wella hat mich dann einmal für eine Woche nach London zu Vidal Sasson eingeladen. Vidal Sassoon hat in den 70ern die ganze Friseurbranche mit einer enormen Trendwende verändert. Ich war damals der erste Friseur Österreichs, der die Föhnwelle nach Wien brachte und Haare nur noch mit der Schere schnitt, nicht mehr mit dem Messer. Ich bin Wella bis heute sehr dankbar für den Kontakt zu Vidal Sassoon.
Für Vidal Sassoon war der Haarschnitt das wichtigste Element. Der Leitsatz war: Die Kundin muss sich bewegen können und in der Bewegung muss die Frisur fallen. Kein Haarspray und kein Toupieren mehr. Für diese Haarschnitte benötigte man eine hohe fachliche Kompetenz. Das war damals nicht nur ein Bombengeschäft für uns, es hat die ganze Branche und auch mich meine ganze Karriere lang geprägt.
REDAKTION OVERHEAD: Wie hat sich das Friseurhandwerk in Österreich seit Beginn Ihrer beruflichen Laufbahn verändert? Welche Trends und Entwicklungen haben Sie besonders intensiv erlebt?
PETER STRASSL: Die handwerkliche Fachkompetenz und Kreativität unserer Branche hat mittlerweile leider teils sehr nachgelassen. Der Beruf war früher handwerklich viel breiter aufgestellt, da musstest du wirklich was können und durftest auch mutig sein.
Heute sind die meisten Haare glatt, Volumen ist nicht mehr gefragt. Die modernen Frisuren beschränken sich auf lange und halblange Haare. Die werden einfach geglättet und wenn es hoch kommt, vielleicht mit dem Glätteisen ein wenig gelockt. Wo bleibt da die Kreativität?
Durch diese einfachen Frisuren und die niedrigeren Anforderungen ist auch der Friseur nicht mehr so qualifiziert wie früher. Die Mode hat sich der Qualifikation der Friseure wiederum frisurentechnisch angepasst.
REDAKTION OVERHEAD: Als Gründer von Intercoiffeur Strassl und sehr erfolgreicher Unternehmer haben Sie viele Friseure ausgebildet und unterstützt. Was betrachten Sie als die wichtigsten Eigenschaften, die ein Friseur mitbringen sollte, um erfolgreich sein zu können?
PETER STRASSL: Was damals galt, hat auch heute noch Bestand: Um im Friseurberuf erfolgreich zu sein, braucht es neben fachlicher Kompetenz auch Ausdauer, Engagement, ein Quäntchen Glück, gute Netzwerke – und als Unternehmen nicht zuletzt die richtigen Standorte.
Ein wertvoller Begleiter auf diesem Weg kann zudem ein Mentor sein, der unterstützt, stärkt und Orientierung gibt. Ich hatte die Freude, zwei Menschen ein Stück ihres Weges als Mentor begleiten zu dürfen – Peter Schaider, der viele Jahre eng an meiner Seite gearbeitet hat und anschließend eine beeindruckende Karriere verwirklichen konnte, sowie meine Tochter Katharina, die von meiner Erfahrung profitieren konnte.
REDAKTION OVERHEAD: Sie haben mehrere prestigeträchtige Auszeichnungen erhalten, darunter den „Oscar der Friseure“ und den „Life Award der Friseure“. Wie haben diese Anerkennungen Ihre Perspektive auf Ihren Beruf beeinflusst?
PETER STRASSL: Durch diese Anerkennungen hat sich natürlich mein Bekanntheitsgrad erhöht und beruflich durchaus weitergeholfen. Wella hatte damals „Haute Coiffeur Autriche“ gegründet und ich durfte von 1980 bis 1991 mit drei anderen sehr bekannten österreichischen Berufskollegen zweimal im Jahr eine Tournee durch ganz Österreich fahren, die allesamt ausverkauft waren. Den Friseuren wurden dabei die neusten Frisuren und Trends präsentiert.
Zur Inspiration durften wir nach New York, auf die Bahamas und nach London reisen. Das war eine sehr schöne Zeit und wird immer in Erinnerung bleiben.
REDAKTION OVERHEAD: Die aktuellen Zeiten sind weder wirtschaftlich, noch weltpolitisch einfach. Für Handwerksberufe wie Friseure ergeben sich vielfältige Probleme (Fachkräfte- und Nachwuchsmangel, Energiekosten, Inflation, …) In Ihrer langjährigen Karriere waren Sie sicher auch mit Herausforderungen konfrontiert. Welche waren die größten Hindernisse, die Sie überwinden mussten, und wie haben Sie das geschafft?
PETER STRASSL: Eine Situation wie die heutige habe ich in meiner gesamten Laufbahn noch nicht erlebt. Qualifizierte und engagierte Mitarbeiter:innen zu finden, ist mittlerweile äußerst schwierig geworden. Dabei gilt nach wie vor: Das Handwerk hat goldenen Boden. Wer motiviert ist und sein Handwerk beherrscht, wird auch in herausfordernden Zeiten eine sichere Anstellung finden und ein gutes Einkommen haben.
Natürlich gab es auch in meiner Karriere Phasen, die von großen Herausforderungen geprägt waren. Unabhängig von der Schwere der Hürden habe ich stets nach Lösungen gesucht – und gefunden. Dabei habe ich mich vor allem auf meine fachliche Kompetenz und auf meine Fähigkeit verlassen, unternehmerisch kluge Entscheidungen zu treffen. So konnte ich mein Unternehmen Schritt für Schritt aufbauen und nachhaltig wachsen lassen. Viele meiner späteren Franchisepartner waren ehemalige Mitarbeiter, zu denen ich Vertrauen hatte – das war eine solide Basis für den gemeinsamen Erfolg.
Ein Thema, das die Branche zunehmend beschäftigt, ist jedoch die Schwarzarbeit. Sie hat in den letzten Jahren massiv zugenommen und stellt eine ernsthafte Bedrohung für die gesamte Branche dar. Illegale Dienstleistungen untergraben die Wertschätzung unseres Handwerks, schädigen fair wirtschaftende Betriebe und führen zu einem Wettbewerbsnachteil für all jene, die rechtskonform arbeiten. Hier braucht es dringend stärkere Kontrollen und ein konsequentes gesellschaftliches Umdenken, um die Qualität, Fairness und Zukunftsfähigkeit unseres Berufsstandes zu sichern.
REDAKTION OVERHEAD: Wie sehen Sie die Zukunft des Friseurhandwerks, insbesondere im Hinblick auf die technologische Entwicklung wie z.B. Künstliche Intelligenz und rasant zunehmende Bedeutung von Social Media?
PETER STRASSL: Vielleicht kann die KI irgendwann einmal bei der Typberatung eingesetzt werden. Die Friseurbranche ist aber für einen Schwerpunkteinsatz der KI nicht geeignet, da sie Menschen wegrationalisiert. Die Friseurbranche kann jedoch nicht wegrationalisiert werden, da sie immer noch ein Handwerk am Menschen ist. Außerdem ist die menschliche Kompetenz enorm wichtig. Mehr als 50 % meine älteren KundenInnen suchen menschlichen Kontakt, wollen reden. Unsere Berufsgruppe bietet da auch einen gewissen psychologischen Service. Ich gehe sogar so weit, dass die sympathische und empathische Friseurin im Salon der „nur“ technisch guten Fachkraft vorgezogen wird.
Social Media ist für die Branche mittlerweile sehr wichtig geworden. Man braucht Social Media um zu zeigen, wer man ist. Es geht heute nicht mehr ohne – aber ich gebe zu, dass ich persönlich dafür Hilfe benötige. Allerdings sehe ich die Diskrepanz zwischen den Darstellungen auf Social Media und dem realen Leben. Auf Social Media wird kein Model über 30 und mit teilweise extravaganten Frisuren und Farben gezeigt. Die reale Kundin im Salon sieht meist anders aus und hat andere Wünsche und Vorstellungen.
REDAKTION OVERHEAD: Was sind Ihre Pläne für die kommenden Jahre, sowohl beruflich als auch privat? Gibt es besondere Projekte oder Ziele, die Sie sich gesetzt haben?
PETER STRASSL:Ich werde als „Oldtimer“ weiterarbeiten und etwas mehr Urlaub machen. Schließlich habe ich nicht mehr den Stress wie früher. Meine MitarbeiterInnen und StammkundInnen sind meine erweiterte große Familie und die möchte ich einfach nicht missen.
REDAKTION OVERHEAD: Abschließend, welchen Rat würden Sie jungen, ambitionierten Friseuren geben, die eine erfolgreiche Karriere im Friseurhandwerk als Unternehmer anstreben möchten?
PETER STRASSL: Als guter und erfolgreicher Friseur muss man nicht nur handwerklich gut sein, man benötigt auch eine gewisse künstlerische Begabung und ein Gespür für Trends. Um in der Branche erfolgreich als Unternehmer tätig zu sein, benötigt man gute Standorte. Außerdem benötigt man mehr als einen Salon, um wirklich gut davon leben zu können.
REDAKTION OVERHEAD: Lieber Herr Strassl, danke für das sehr spannende Interview und alles Gute Ihnen weiterhin.
Allgemeine Informationen
- KommR Peter Strassl, 84 Jahre
- Gründer und Gesellschafter von Intercoiffeur Strassl (Geschäftsleitung bei Natascha Frieling)
- Seit 1979 Selbständig
- Hair Fair nach Österreich gebracht und positioniert
- Vielfache Auszeichnungen, u.a. Preisträger „Oscar der Frisöre“ und Gewinner „Life Award der Friseure“
- 3 Salons: Reumannplatz, Favoritenstraße, Keplerplatz. -> Franchise separat
- 33 Jahre Zusammenarbeit mit Peter Schaider mit Salons Schaider/Strassl
- https://www.strassl.at/









