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Menschen - Interviews

„Everybody’s darling zu sein, das geht bei dieser Preis- und Kostenentwicklung nicht mehr“

Menschen - Interviews

„Everybody’s darling zu sein, das geht bei dieser Preis- und Kostenentwicklung nicht mehr“

Unternehmensberater Peter Zöllner im Interview mit Redakteur Bernhard Sax

über Gegenmaßnahmen zu den steigenden Kosten und wie man aus nachhaltigem Wirtschaften ein ökonomisches Konzept machen kann.

OVERHEAD: In unserem Magazin erscheinen immer die Salonzahlen von Ihnen. Wie kommen die Zahlen für den monatlichen Vergleich für Österreich zustande?  

Peter Zöllner: Wir haben teilweise direkte Anknüpfungen an die Kassensysteme unterschiedlicher Hersteller und erhalten da auch die verschiedensten Informationen daraus. In Österreich sind das ungefähr 20.000 bis 50.000, insgesamt mehr als 100.000 Kundendaten. 

Logischerweise wird es aussagekräftiger je mehr Teilnehmer daran teilnehmen, deshalb melden Sie sich für die Teilnahme direkt bei uns!  

OVERHEAD: Die Inflation wird immer stärker spürbar, Energie und Mieten steigen stark. Wie kann man als Salon gegensteuern?  

Peter Zöllner: Durch die neuen Kollektivverträge werden zusätzlich auch die Personalkosten in erheblichem Maße steigen. Da verändert sich die Kostensituation bei vielen deutlich. Umso dringender ist eine kaufmännische Überprüfung der eigenen Situation erforderlich. 

Zuerst ist immer eine Beurteilung der realen Markt- und Wettbewerbseinschätzung mit zu berücksichtigen, zum anderen hat es aber auch mit den eigenen Zielsetzungen und zum Dritten auch mit der kaufmännischen Beurteilung der aktuellen Situation zu tun. Angesichts von Kunden, die selbst immer stärker beginnen, kaufmännischer zu denken, muss man auch selbst die eigenen Kennzahlen im Blick behalten, insbesondere auch, wie belastbar diese sind: Wo verdiene ich gut, wo wenig oder gar nicht, stimmen meine Dienstleistungen mit dem Material- und Energieeinsatz zusammen und passt es noch von den Preisen und auch den Partnern her. Und schließlich: Wie kann ich da was unter Berücksichtigung meiner eigenen Ziele ändern? Wenn ich zum Beispiel einen neuen Mitarbeiter einstelle, muss ich auch in diesen Mitarbeiter investieren, in Dienstleistungen, Marketing und Werbung, sonst wird es nur ein teurer Fehlschlag. Und da muss man schon im Vorfeld die eigenen Marktchancen abschätzen. Und notfalls muss man möglicherweise auch bereit dazu sein, sein Kundenportfolio zu ändern. Denn everybody’s darling zu sein, das geht bei dieser Preis- und Kostenentwicklung nicht mehr. Man muss sich also positionieren in Hinblick auf Preis, Leistung und Service und schließlich auch eine Zielsetzung haben, bis wann man was erreicht haben möchte. Für viele Salons bedeutet das, sich zu überlegen, wie sie die Kosten hereinbringen – über mehr oder andere Kunden, mehr oder andere Dienstleistungen, über den Preis oder auch über eine geänderte Organisation. Zum Beispiel kann man bei der Terminverwaltung auf einen Online-Kalender umstellen und ansonsten auf eine Teilzeit-Rezeptionistin setzen, sodass Mitarbeiter frei werden für die Kunden und eben nur zu bestimmten Zeiten eine persönliche Terminvereinbarung möglich ist. Die Personalkosten gehen sicher nach oben, daher ist es umso wichtiger die Zeiten der Mitarbeiter richtig einzusetzen.  Personalmanagement, Material und Ressourcen bewusster einzusetzen, das ist ein kaufmännischer Auftrag für jeden Salon.

OVERHEAD: Damit kommen wir in den Bereich der Nachhaltigkeit. Sie ist vielen Konsumenten trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten wichtig. Wie kann man diese Bereitschaft der Konsumenten für sich nutzen?

Peter Zöllner: Die Frage hier ist, wo stehe ich bereits, wo möchte ich hin und wie stark sind meine Kunden hier bereits. Es gibt ja genug Salons, die das entsprechend bespielen und damit auch Publikum anziehen. Die Kunden sind grundsätzlich durchaus daran interessiert, wie man mit diesem Thema umgeht und wo Produkte herkommen. Generell sind Vegan oder biologisch abbaubare Produkte und ein Thema der Zeit. Aber es stellt sich natürlich auch die Frage, wie man Nachhaltigkeit überhaupt definiert: Lässt man möglichst alles gleich, um auf diese Weise einen möglichst geringen Abdruck zu hinterlassen, oder stellt man einmal im Jahr den Salon sozusagen auf den Kopf, um zu schauen, wo man etwas ändern könnte. Welche Gebinde kaufe ich, wie groß sollen sie sein oder mache ich vielleicht bestimmte Sachen selber? Setze ich eher auf Kompensationen oder versuche ich, die Geschäftseinheit möglichst gut hinzustellen mit der Maßgabe, dass sich Team und Kunden wohlfühlen und Umweltideen mittragen? Das betrifft letztlich alle Bereiche, vom Energiemanagement und der Heizung über die Beleuchtung, den Wasserverbrauch oder die Abfallbehandlung bis zu den Umhängen. Wenn man da jeden Teil des Betriebs anschaut, kann man auch wirtschaftliche Aspekte einbeziehen und entscheiden, was man schließlich macht. Zusätzlich gibt es inzwischen schon zahlreiche Förderangebote für entsprechende Fachleute. Letztlich führt Nachhaltigkeit so auch zu einer Win-win-Situation, die einem wirtschaftlich weiterhilft. 

OVERHEAD: Wie sehen Sie die Rolle der Nachhaltigkeit im Salongeschäft in Zukunft? 

Peter Zöllner: Grundsätzlich ist es so, dass man angesichts der verfehlten Klimaziele nicht so tun kann, als ob das alles noch in der reinen Beliebigkeit wäre. Hier geht es um individuelle und auch unternehmerische Verantwortung. Für den Endverbraucher ist eine Einschätzung schwierig, dies wird durch die Vergabe von Qualitätsmerkmalen verbessert aber die größte Veränderung ist, wenn in der Öffentlichkeit gesagt wird, dass Ihr Salon mit der Energie gut umgeht.  

Ein Problem, das ich sehe, ist, dass die meisten dann doch recht zwiegespalten sind: Unser Konsum ist auf Verbrauch ausgerichtet und das eigene Verhalten weicht vom Sinnvollen ab – die Mango mit ihren extremen Energiekosten schmeckt einem dann eben doch auch. Bei vielen Salons kommt noch hinzu, dass sie eigentlich neu bauen müssten, um alle Anforderungen zu erfüllen. Dennoch hat jeder die Möglichkeit das umzusetzen, was möglich ist. Manche Grenzen lassen sich im Bewusstsein der Konsumenten wie auch der Unternehmen  oft nur durch eine behördliche Anordnung und damit auch dem entsprechenden Geldbeutel ändern. Nichtsdestotrotz kann bei Grundfragen schon jeder selbst etwas machen, und hier ist die Reflexion auf das eigene Handeln ein wichtiger Punkt bei vielen Salons. Viele Hotels zeigen das ja schon vor und geben Infos an ihre Kunden, um zum Beispiel das Handtuch nicht täglich waschen zu müssen – Natürlich können Sie nicht das Handtuch eines anderen Kunden nutzen aber welche Größe das Handtuch hat und wie viele Handtücher Sie verwenden, darauf haben Sie Einfluss. Wichtig ist allerdings, die Kunden mit auf die Reise zu nehmen. Dann wird aus der Nachhaltigkeit auch ein ökonomisches Konzept.  

OVERHEAD: Ich danke für das Interview. 

Foto: Peter und Bianca Zöllner

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