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Start Szene Menschen - Interviews Ingmar Frieling – 15 Monate bei Glynt & Graham Hill
Menschen - Interviews

Ingmar Frieling – 15 Monate bei Glynt & Graham Hill

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Ingmar Frieling – 15 Monate bei Glynt & Graham Hill

Die Redaktion von Overhead hat zum Interview gebeten.

Overhead: Ingmar, man bezeichnete dich oft als „Mister-Matrix“ – jetzt bist du seit gut einem Jahr nun bei der Hans Conzen Kosmetik GmbH und dort für die Marken Glynt und Graham Hill zuständig. Wie geht es Dir dabei?

Ingmar Frieling: Danke der Nachfrage. Ausgezeichnet. Vom internationalen Großkonzern zu einem Inhabergeführten Familienunternehmen, das bringt natürlich Veränderungen mit sich.

Overhead: Inwiefern?

Ingmar Frieling: Z.B. der direkte Draht zur Unternehmensführung und Vertriebsleitung, mehr Vertrauen, flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege, das 100%tige Bekenntnis zum Friseur. Und ich bin beinahe jeden Tag dort, wo die Musik spielt – nämlich beim Friseur.

Overhead: Was sagen deine Kunden zu deiner Veränderung?

Ingmar Frieling: Nun, der eine oder andere hat sich schon die Frage gestellt, weshalb der Wechsel, weshalb zu Glynt. Dies habe ich dann wie oben mit den damit für mich und die Kunden verbundenen Vorteilen beschrieben und erklärt. Das fällt auf fruchtbaren Boden.

Overhead: Wie definiert ihr – 100% Bekenntnis zum Friseur?

Ingmar Frieling: Das Friseurgeschäft ist erklärter Maßen unsere Haupteinnahmequelle. Damit verdienen wir unser Geld. Wir haben z.B. seit jeher eine stabile Internet-Preispolitik. Ich muss nicht erklären, weshalb im Internet die Friseurprodukte teils weit unter den Einkaufspreisen für Friseure bei der Industrie liegen. Das ist sehr angenehm. So kann ich mich im Gespräch voll auf meine Kunden und deren Business konzentrieren und komme erst gar nicht in eine Internet-Preis-Diskussion. Das gilt im Übrigen auch für den Großhandel, da sind wir nicht wirklich vertreten. Farben & Blondierung z.B. findet man gar nicht online – denn das ist ein professionelles Produkt und gehört in die Hände des Friseurs.

All unser Handeln, Marketing, Forschung und Entwicklung, der direkte Vertrieb – ist auf den Friseur ausgerichtet. Und das kommt beim Friseur sehr gut an – insbesondere wenn man sieht, das sich viele große Anbieter immer massiver im Online-Handel engagieren. Die Entwicklung der vergangenen Jahre ist hier aus meiner Sicht offensichtlich.

Overhead: Das Thema Digitalisierung wächst ja auch in anderen Bereichen, z.B. bei Aus – und Weiterbildung. Wie geht ihr damit um?

Ingmar Frieling: Wir sehen den „Hybrid“ als künftige feste Säule in diesem Bereich. Ein ausgewogener Mix aus Präsenz– und Online-Seminaren ist hier wohl der richtige Schlüssel.

Overhead: Und das Thema Digitalisierung im Vertrieb bei den Friseuren?

Ingmar Frieling: Hier findet ja bereits ein Wandel statt. Es wird an Konzepten gearbeitet, die sowohl den Friseur, als auch den Vertrieb, auf der einen Seite entlasten und auf der anderen Seite weiterentwickeln.

Overhead: Bedeutet das eine Reduzierung des Außendienstes wie auch bei einigen anderen Unternehmen?

Ingmar Frieling: Nein, das Gegenteil ist der Fall. Ich bin selbst ein Beispiel dafür. Die Hans Conzen Kosmetik GmbH bekennt sich zu 100% zum persönlichen Vertrieb durch den Außendienst.

Und eins ist so sicher wie das Amen in der Kirche und meine tag-tägliche Erfahrung: die Friseure schätzen, wünschen und erwarten sich die persönliche Betreuung vor Ort. Und das machen wir. Den reellen, greifbaren Mensch kann man nicht digital ersetzen. Echte Empathie und die Bereitschaft die Extra-Meile für den Kunden zu gehen, das kann kein Computerprogramm oder künstliche Intelligenz.

Overhead: Mit welchen Herausforderungen siehst du die Branche aktuell konfrontiert?

Ingmar Frieling: Neben den allseits bekannten Thematiken sehe ich drei Themen, die einander bedingen.

  1. Attraktivität des Berufs
  2. Verdienstmöglichkeiten
  3. Arbeitszeitmodell

Wir befinden uns mitten in einer großen Veränderung. Die Menschen hinterfragen die Dinge mehr. Freizeit hat einen stärkeren Stellenwert bekommen. Die Saloninhaber haben, mit ganz wenigen Ausnahmen, immer mehr Schwierigkeiten gutes und motiviertes Personal zu finden. Die Attraktivität des Berufs ist hinsichtlich Verdienstmöglichkeit und insbesondere Arbeitszeitmodellen viel enger aneinandergekoppelt als dies früher der Fall war.

Overhead: Wie reagiert man darauf?

Ingmar Frieling: Ich kenne Betriebe, die sehr gut zahlen. Ich kenne Betriebe die eine 4- Tagewoche sehr erfolgreich eingeführt haben. Es gibt auch Betriebe die beides machen. Oder eben besondere Benefits für die Mitarbeiter.

Persönlich denke ich, dass die Reise für Salons mit Mitarbeitern weiter in eine solche Richtung gehen muss, die Mitarbeitern längerfristige und sichere Perspektiven im Unternehmen gibt.

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