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Start Szene Menschen - Interviews Michaeline DeJoria – diese Frau weiß, wie man führt!
Menschen - Interviews

Michaeline DeJoria -
diese Frau weiß, wie man führt!

Menschen - Interviews

Michaeline DeJoria -
diese Frau weiß, wie man führt!

„Ich bin der Kopf des Oktopus“, sagt Michaeline DeJoria über ihre Aufgaben in dem global agierenden Haarkosmetik-Unternehmen John Paul Mitchell Systems®.

Die CEO von Paul Mitchell® ist schon als Kind durch die Abteilungen gelaufen, hat bei kleineren Jobs geholfen, viele Fragen gestellt und ihre Leidenschaft für die Friseurbranche  entdeckt. Ist ihr Vater doch Mitgründer des Unternehmens. Auch heute noch, als Geschäftsführerin, stellt sie viele Fragen: Wo sieht sie die Marke Paul Mitchell® in zwanzig Jahren? Was interessiert Kundinnen und Kunden heute im Bereich Hair Care? Was muss ein Unternehmen dieser Größe erfüllen, um bei einem kritischen, gesättigten und aufgeklärten Publikum„Credibility“ zu bewahren?

1980 traten ihr Vater John Paul DeJoria und sein Geschäftspartner Paul Mitchell an, um mit ihrer jungen neuen Marke das Friseurbusiness auf den Kopf zu stellen: als ein Pionier tierversuchsfreier Produkte, als Vorreiter nachhaltiger Rohstoffgewinnung und Verfechter des Schutzes unserer Tier- und Umwelt. Michaeline treibt vor allem den digitalen Wandel voran, geht neue Wege in der Kommunikation und richtet Paul Mitchell® zukunftsorientiert an immer neu entstehenden Anforderungen aus. Immer im Blick – die Friseure, ohne die es Paul Mitchell® nicht gäbe und die Privatkunden, die ebenso Teil der erfolgreichen Gleichung „Herz + Kopf = Paul Mitchell®“ sind.

In einem Interview sprach Michaeline DeJoria über Job, Zukunft und Familie.

Wenn wir Interviews mit CEOs führen, dann meist mit Männern. Frauen sind in diesen Positionen rar. Wie ist das in Amerika?
Es ist dasselbe. Man sieht zwar immer mehr Frauen in Leitungspositionen oder als Gründerinnen, was cool ist, aber das Business ist immer noch männlich dominiert.

Mussten Sie sich als Frau noch mehr beweisen, um nach „ganz oben“ zu kommen, vor allem mit diesem berühmten Nachnamen?

Das habe ich auf jeden Fall getan. Ich weiß nicht, wie viel davon auf die Voreingenommenheit anderer Leute zurückzuführen ist und wie viel davon nur meine eigene Wahrnehmung war. Ich empfinde das so,weil es ein harter Wettbewerb ist und es nur wenige weibliche CEOs da draußen gibt. Mir ging es mehr darum, mich als Tochter des Gründers zu beweisen: Du bist eine Frau, du bist die Tochter des Gründers, du bist jung und eine Mutter – da gibt es viele Stereotypen, und es fühlt sich an, als müsste man zehnmal mehr tun.

Also war es mehr eine Bürde, „eine DeJoria“ zu sein?
Nein, keine Bürde, eher eine gute Motivation. Ich weiß, dass ich gut bin in dem, was ich tue. Aber zu wissen, dass mein Nachname DeJoria ist und die Leute entsprechende Erwartung haben, hat mich motiviert, so viel härter zu arbeiten. Ich nahm mir die Zeit, erst sehr lange mit Menschen zusammenzuarbeiten, bevor ich eine Führungskraft wurde. Und ich habe Zeit in jeder einzelnen Abteilungvon John Paul Mitchell Systems (kurz: JPMS™) verbracht.

Die Fußstapfen Ihres Vaters sind groß.
In die Fußstapfen meines Vaters zu treten, habe ich nie versucht. Ich möchte keine andere Person nachahmen, das würde sich nicht authentisch anfühlen. Ich hatte wirklich Glück, einen Mentor zu haben wie John Paul, ein unglaublicher Geschäftsmann, ethisch und großartig im Umgang mit den Menschenund dem Planeten. Aber ich gehe die Dinge auf meine Weise an.

Was zeichnet dann Ihren Führungsstil aus?
Transparenz und Zusammenarbeit. Es gibt keine Hierarchie, wenn es um Ideen oder den Austausch von Informationen geht. Wir arbeiten alle auf allen Ebenen zusammen, jeder darf und soll sich beteiligen undHand anlegen. Und ich brauche das, weil ich die anderen Perspektiven sehen muss.
Transparenz ist wichtig, weil sie Vertrauen schafft. Ich sage nicht, dass Dinge großartig sind, wenn sieherausfordernd sind. Oder dass sie eine Herausforderung sind, nur um zu motivieren. Wir haben einunglaublich starkes Team, auf das ich sehr, sehr stolz bin. Eine Führungskraft sollte jedem mit dem gleichen Maß an Respekt und Würde begegnen.

Sind Sie eher der kreative oder der Zahlen-Mensch?
Ich mag den strategischen, den Business-Teil. Ich manage gut und gerne, bin gut darin, als „Kopf des Oktopus“ alle Teile zusammenzuhalten. Die Teile, Ideen und Zahlen in Sekundenschnelle zusammenzufügen, das ist meine Stärke.

Können Sie weitsichtig planen in einer Welt, die sich immer schneller dreht?
Zu 110 Prozent bin ich eine Langfrist-Planerin! Zwar sind wir sehr flexibel und können schnell auf Veränderungen im Markt reagieren, weil wir in Privatbesitz sind. Entscheidungen kann man von mir innerhalb von zwei Sekunden persönlich oder per Textnachricht bekommen. Aber bei allen Entscheidungen, die ich treffe, denke ich an JPMS™ in 100 Jahren, in 50, 20, 10 oder 5 Jahren. Sofunktioniert mein Verstand. Ich plane langfristig.

Sie sagten, Sie haben alle Abteilungen bei JPMS ™ durchlaufen.
Wie kann Ihnen das bei der Führung des Unternehmens helfen?
Das Beste, was ich je für meine Karriere gemacht habe, war, dass ich mein Leben lang immer mit meinem Vater ins Büro gekommen bin. Es war meine Lieblingsbeschäftigung, und als ich das College abgeschlossen hatte, kam ich zur Arbeit. Niemand hat mich darum gebeten. Ich wurde nicht einmal bezahlt, ich bin einfach aufgetaucht, bin in jede Abteilung gegangen und habe Fragen gestellt, Dinge mit den Händen berührt. Es war meine Aufgabe, zu lernen.
Als Führungskraft kannst du unmöglich gute Entscheidungen treffen, wenn du nicht verstehst, welche Auswirkungen dies auf alles andere in der Organisation hat. Es wäre einfach, ein Produkt oder eine Verpackung einzuführen, aber wenn man nicht die Auswirkungen auf die internationalen Partner, das Lager oder die IT mitdenkt, ist man im Blindflug.

Und wollten Sie schon immer Teil von JPMS ™ zu werden?
Schon immer, das war mir bereits in der Grundschule klar. Das große Glück an unserer Familie ist, dass wir uns gegenseitig sehr unterstützen. Es war immer mein Traum, und es war nie etwas, das mir aufgedrückt wurde, nichts, wofür ich mit meinen Geschwistern kämpfen musste. Wir alle gehen unsere eigenen Wege. Und es macht Spaß!

Welche Vision haben Sie fürs Unternehmen?
Der Schlüssel wird sein, zu bleiben, wer wir sind, als Marke und im Engagement für den Planeten, dieMenschen, die Produkte. Aber ich sehe JPMS™ auch als Pionier in Sachen Innovation und bei der Suchenach neuen Wegen, Verbraucher anzusprechen. Die junge Generation zu erreichen, an Orten, wo wir sie noch nie erreicht haben.
Es ist wichtig, dass wir unser Kernzielgruppe behalten, indem wir unsere Werte pflegen, aber auch neue Zielgruppen zu erschließen. Wir möchten mehr Produkte haben, schnellere Produkte, mehr Selling Points, wir möchten wachsen, Dinge ausprobieren. Unsere Launch- und Marketing-Kalender für dieses Jahr und die nächsten drei Jahre sind bereits voller als alle Kalender, die wir je hatten.

Die Pandemie ist offiziell beendet, aber spüren Sie immer noch die negativen Auswirkungen?
Mir kommen sofort die vielen Salons in den Sinn, die aufgrund der Pandemie schließen mussten. Das ist verheerend. Und bei einigen Rohstoffen oder Verpackungsmaterialien etc. gibt es noch einen riesigen Rückstau von einigen Jahren. Ja, die Pandemie ist vorbei, aber die Auswirkungen und die Schäden, die sie hinterlassen hat, sind es nicht.

In welchen Bereichen sehen Sie Ihr größtes Potenzial?
Im Bereich „Clean Beauty“ sehe ich viele Möglichkeiten. Paul Mitchell® Clean Beauty war ein starker Launch.Unser Bond- Building-System Bond Rx, das wir 2023 auf den Markt gebracht haben, hat unsere Erwartungen übertroffen. 2024 erwarten uns optische Anpassungen bei einigen unserer beliebtesten Serien – Heritage, die Besinnungauf unsere Wurzeln ist hierbei ein Thema. Die Menschen wollen sich um sich kümmern und dieses Luxuserlebnis haben,auch wenn es unter der eigenen Dusche ist.

Welches ist Ihr Lieblingsprodukt?
Im Moment ist es die Tea Tree Special Detox-Linie: das Kopfhautpeeling und dann die Kombucha-Spülung. Die Kopfhaut fühlt sich so sauber und entgiftet an. Diese Linie, ebenso wie Clean Beauty Scalp, sind zwei meiner Lieblingskinder, weil uns diese Produktkategorie gefehlt hat. Nicht jeder Mensch hat Haare, aber jeder hat eine Kopfhaut. Das ist auch eine wichtige Botschaft: Wir machen Produkte für jedermann.

Als Mutter von drei Kindern, wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Meine Kinder sind jetzt 15, fast 13 und 5 Jahre alt, es ist immer noch wichtig, klare Prioritäten zu setzen: Meine Kinder stehen natürlich immer an erster Stelle. Ich bin ein guter Planer. Jeder Tag ist etwas anders, man muss improvisieren und sehr effektiv mit seiner Zeit umgehen. An meinen Bürotagen bin ich komplett ausgebucht, und an den Zeitplan halte ich mich, sodass jeder seine Zeit bekommt, die er mit mir braucht. Ich weiß, wann ich gehen muss, um die Kids abzuholen.
Ich bin auch sehr, sehr wählerisch mit den Dingen, mit denen ich meine Zeit verbringe, besonders wenn es sich um Interviews und (Glamour-)Events handelt.

Was raten Sie jungen, ambitionierten Frauen, die Karriere machen möchten?
Sei authentisch, sei du selbst. Es gibt dieses unausgesprochene Gefühl, sich anpassen oder etwas anderes sein zu müssen, eine Rolle spielen zu müssen, um erfolgreich zu sein. Tu das nicht, versuche nicht, etwas zu sein, was du nicht bist.
Ich sehe Frauen, die versuchen, sich zu beweisen und dann wirklich aggressiv werden können, oder sich passiv „vorbeiquetschen“, um leichter befördert zu werden. Das sind Fallen, weil du nicht authentisch bist. Es gibt dir so viel mehr Kraft, authentisch zu sein, statt jemanden nachzuahmen.

Wo ist Ihr „Happy Place“, an dem Sie Ihre Energie finden und auftanken können?Zu Hause. Wenn ich, mein Mann und alle drei Kinder einfach zur gleichen Zeit zu Hause sind. Dann bin ich ruhig und lade auf, das ist definitiv mein „Happy Place“. Klingt seltsam, weil es der stressigste Ort ist, wenn du mit allen drei Kindern und deinem Mann zu Hause bist. Aber hier entspannt meine Seele, weil ich weiß, dass alle da und okay sind.

Vita

Michaeline DeJoria ist CEO von John Paul Mitchell Systems® und dreifache Mutter. Ihr Vater ist John Paul DeJoria, der gemeinsam mit Paul Mitchell 1980 das Beauty- Unternehmen gründete. Sie hat Produktentwicklung am Fashion Institute of Design &Merchandising und Arbeits- und Organisations- psychologie an der Pepperdine University studiert. Bei JPMS™ hat sie in verschiedenen Abteilungen gearbeitet, bevor sie die Leitung übernahm.

Fotos: Robb Gordon & Joe Schmelzer
Text: Das Interview wurde geführt durch von Aletta Helsper & Nicoletta Zitarosa für TOP HAIR International.
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