Carmen Trapic ist als mobile Zweithaarspezialistin in Kärnten unterwegs und bietet vor allem Menschen mit krankheitsbedingtem Haarausfall ihren Perückenservice an.
Als eine der ersten Friseurinnen Österreichs bildet sie sich derzeit zusätzlich auch zur zertifizierten Trichologie-Expertin aus, um ihren Kunden noch besser helfen zu können und deren Probleme quasi an der (Haar-)wurzel zu packen. Sie und ihr zweiköpfiges Team leisten mit ganzem Herzblut und fundiertem Fachwissen dringend benötigte Hilfe an Menschen, die es nicht so einfach im Leben haben.
Redaktion Overhead: Liebe Carmen, schön, dass du heute bei uns in der Redaktion bist und dir die Zeit für dieses Gespräch nimmst! Wie geht’s dir? Ist gerade viel los?
Carmen Trapic: Ich danke für die Einladung! Ja, „leider“ ist sehr viel zu tun. Da leider immer mehr Menschen die Diagnose Krebs erhalten, wird unser Service sehr oft gebraucht.
Redaktion Overhead: Du hast dich als Friseurin mit „Haar la carte“ darauf spezialisiert, als mobile Soforthilfe bei krankheitsbedingtem Haarausfall mit deinem Perückenservice, krebskranken Menschen zu helfen, wie kam es dazu?
Carmen Trapic: Ich wurde leider in meinem familiären Umfeld mehrfach mit Krebsfällen konfrontiert und habe dabei erleben müssen, wie Menschen mit dieser Diagnose alleine gelassen werden. Oft bekommen die Betroffenen eine Diagnose in die Hand gedrückt und wissen dann nicht so recht, was sie damit anfangen sollen. Wenn dann der Haarausfall einsetzt, geht man oft zu einem Friseur, um nach Rat zu fragen. Viele Friseure sind in der Regel allerdings nicht auf dieses Thema spezialisiert und kennen sich daher nicht genügend aus, um fachkundig zu helfen. Dann beginnt oft die richtige Verzweiflung.
Redaktion Overhead: Wenn dich eine Kundin oder ein Kunde anruft, was erwartet ihn oder sie dann? Welche Dienstleistungen, welchen Service bietest du an?
Carmen Trapic: Der erste Schritt ist immer ein Beratungsgespräch. Dabei fahre ich oder eine meiner Mitarbeiterinnen zu den Kunden nach Hause, mit im Gepäck einige Perückenmodelle und jede Menge Kataloge, um möglichst alle Wünsche abdecken zu können.
Gemeinsam werden dann unterschiedliche Perücken bezüglich Haararten, Möglichkeiten und Preiskategorien besprochen. Im Anschluss bestelle ich dann in Abstimmung mit den Kunden 4-5 Modelle, die schon auf die jeweilige Person zugeschnitten sind. Bei einem zweiten Termin, circa 4 Tage später, probiert der Kunde mit mir gemeinsam die Modelle aus und nach der Auswahl wird die Perücke angepasst und der Schnitt personalisiert.
Redaktion Overhead: Wenn dich deine Kunden das erste Mal anrufen, wird dann gleich über eine Diagnose, über einen Grund für den Haarausfall gesprochen? Oder ist das von Kunde zu Kunde verschieden?
Carmen Trapic: Also meistens wird das sofort und ganz klar angesprochen und die Diagnose genannt, damit ich auch gleich entsprechend reagieren kann. Gerade bei einer Chemotherapie versuche ich sehr schnell zu reagieren, damit das Haarteil schon da und angepasst ist, bevor die Haare ausfallen. So kommen die Kunden gar nicht erst in die Situation, keine Haare mehr zu haben, was oft als sehr belastend empfunden werden würde.
Redaktion Overhead: Da kommen wir zur psychologischen Seite deiner Arbeit. Was würdest du sagen, sind deine besonderen Herausforderungen und deine emotionalsten Momente bei deiner Arbeit, speziell mit krebskranken Menschen, und wie gehst du damit um?
Carmen Trapic: Besonders sind für mich natürlich immer Fälle, in denen es um Kinder oder Jugendliche geht, aber auch Geschichten, bei denen es sprichwörtlich Schlag auf Schlag geht und man sich denkt: „So schnell kann es gehen.“
Ja, wie geh ich damit um? Ich gehe sehr viel bewusster mit meinem eigenen Leben um.
Sei es in punkto Ernährung, aber auch ganz allgemein im Leben. Man schätzt die eigene Gesundheit dann doch nochmal um einiges mehr. Ein wichtiger Punkt ist aber auch das Gespräch innerhalb des Teams. In meinem Team ist es selbstverständlich, dass jeder jederzeit mich oder ein anderes Teammitglied anrufen kann. Das gegenseitige Austauschen über belastende Fälle ist ein ganz wichtiger und sehr entlastender Punkt. Es ist wichtig, das eigene, seelische Gleichgewicht zu behalten, da man sonst ja auch nicht die Kraft hat, den Kunden das zu geben, was sie brauchen: Einen positiven Menschen vor sich.
Redaktion Overhead: Habt ihr auch die Möglichkeit, euch extern psychologischen Beistand zu holen, wenn das mal nötig ist?
Carmen Trapic: Bis jetzt haben wir das noch nicht gebraucht, aber ich stehe dem natürlich absolut positiv gegenüber. Ich bin da wirklich der Meinung, dass man sich besser zu schnell Hilfe holen soll als zu langsam. Aber da wir diese Art der Hilfe eben noch nicht gebraucht haben, gibt es keinen bestimmten Anlaufpunkt für uns.
Redaktion Overhead: Wenn man sich vorstellt, wie belastend dein Alltag oft sein muss, physisch, aber natürlich auch psychisch, dann frag ich dich: Was motiviert dich? Du bist jeden Tag mit kranken Menschen in Kontakt und meisterst doch stets deine Aufgaben. Wenn du am Morgen aufstehst, was ist es, das dir jeden Tag aufs Neue einen Grund gibt zu tun, was du tust?
Carmen Trapic: Tatsächlich ist es die Dankbarkeit der Kunden. Das ist mit nichts zu vergleichen. Wenn man einfach weiß, man tut hier was Gutes und hilft Menschen in einer so schwierigen Zeit. Man hilft ja auch, das Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein der Kunden anzuheben und ich bin fest davon überzeugt, dass dies auch deren Heilung positiv beeinflusst.
Redaktion Overhead: Gibt es trotzdem auch schwere Tage für dich? Belastende Situationen, die du dann doch mit nach Hause nimmst?
Carmen Trapic: Ja, natürlich ist es immer, wenn es um Kinder und Jugendliche geht, eine besondere Herausforderung. Ich habe ja selbst auch einen Sohn, und wenn du dann daheim bei der Tür reingehst, dein eigenes Kind anschaust und dir denkst: „Der letzte Patient war jetzt gleich alt.“ Das ist schon belastend. Aber es ist halt auch da so – ich kann den Kunden nicht heilen, aber ich kann dafür sorgen, dass es diesem Menschen jetzt in der Zeit besser geht. Das halte ich mir immer ganz fest vor Augen. Und auch in der Familie darüber reden zu können, ist auch hier ein wichtiger Punkt.
Redaktion Overhead: Was schätzt du ganz besonders an deiner Tätigkeit und an deinem Team?
Carmen Trapic: An meinem Team schätze ich definitiv die Herzlichkeit, mit der sie dabei sind! Es ist für sie die gleiche Herzensangelegenheit wie für mich. Wir ticken einfach gleich und haben die gleiche Motivation mit unseren Kunden zu arbeiten. Ich bin froh die zwei zu haben!
Redaktion Overhead: Krankheitsbedingter Haarausfall ist ja nicht nur bei Krebspatienten ein Thema. Wie unterstützt ihr Kunden, die zum Beispiel unter genetisch bedingtem Haarausfall leiden? Ihr habt ja auch solche Kunden, oder?
Carmen Trapic: Natürlich! Ich bin für alle Kunden da, die mich brauchen. Egal ob das jetzt Alopezie ist oder für Chemopatienten, aber natürlich auch für alle anderen. Ich kann an der Stelle auch ein kleines Geheimnis verraten: Ich starte eine Kooperation mit zwei Friseursalons in Kärnten. So kann ich auch Vorort Toupets anbieten. Ein Salon ist in St. Veit und einer in Spittal an der Drau. Somit ist es mir zukünftig möglich, auch Herren mit androgenetischem Haarausfall zu helfen. Denn leider wird oft vergessen, dass das für viele Herren auch eine große psychische Belastung sein kann.
Redaktion Overhead: Das heißt, ihr unterstützt eure Kunden durch die Maßnahmen, die ihr setzt, wie zum Beispiel durch ein Haarteil oder indem ihr den Haarwuchs wieder anregt, und bringt wieder Freude in ihr Leben?
Carmen Trapic: Genau. Das ist das Plan. Und mit den neuen Standorten wird Kärnten auch ganz gut abgedeckt, so dass ich auch in den Salons erreichbar bin.
Redaktion Overhead: Bei deiner Arbeit brauchst du ja auch noch weitere Kenntnisse, die über rein handwerkliche Tätigkeit hinaus in den medizinischen Bereich geht. Du bildest dich ja gerade zur zertifizierten Trichologie-Expertin aus, als eine der ersten Friseurinnen Österreichs, welche Vorteile siehst du dadurch für dich und deine Kunden?
Carmen Trapic: Der Vorteil liegt für mich ganz klar darin, dass ich meine Kunden damit viel gründlicher und fundierter beraten und ihnen auch besser helfen kann. Es gibt so viele Gründe, warum man Haare verliert, und da gilt es eben ganz genau hinzuschauen. Deshalb ist es mir wichtig, dass mein Team und ich uns das nötige Wissen aneignen.
Redaktion Overhead: Ihr wollt also nicht nur Symptome bekämpfen, sondern den Ursachen des Haarausfalls auf den Grund gehen?
Carmen Trapic: Ganz genau.
Redaktion Overhead: Das war ein sehr interessantes und aufschlussreiches Gespräch, ich danke dir für das Interview und wünsche dir weiterhin viel Erfolg.
Carmen Trapic: Ich danke auch dir für das Interview und die gemeinsame Zeit.
Fotos©HAARLACARTE