Beim Friseurbesuch liegt üblicherweise der Fokus auf dem Haar – gerne vergisst man dabei, dass wir Kopfhaar eigentlich gar nicht ohne die Kopfhaut denken können. Schließlich ist der Skalp eine Einheit aus Haaren, Haut und Unterhaut.
Das sensible Organ Haut ist auf dem Kopf besonders vielen Umwelteinflüssen ausgesetzt und daher auch schnell mal empfindlich. Ob Rötungen, Juckreiz oder schuppende Haut: es gibt viele Kopfhautproblem(chen) die weit verbreitet sind. Was man dagegen tun kann bzw. wie man schützend vorbeugen kann, darüber haben wir mit Peter Pomberger gesprochen. Er ist bei WELLA als Senior Fachtrainer tätig und ein Experte für den Schutz und die Pflege von empfindlicher Kopfhaut.
Redaktion OVERHEAD: Herr Pomberger, Ihrer Erfahrung nach: Welchen Kopfhaut-Problemen von Kund:innen begegnen die Friseur:innen im Salon?
Peter Pomberger: Tatsächlich trifft man im Friseursalon auf alle gängigen Kopfhaut-Probleme. Das wäre einmal sehr stark gerötete, berührungsempfindliche Kopfhaut, aber auch temporärer Haarausfall und natürlich schuppende Haut. Spannenderweise hat sich die Problematik der schuppenden Kopfhaut die letzten 3-4 Jahre verbessert – so die Rückmeldung aus den Salons. Das führen wir auf eine verbesserte Beratung in punkto Pflege zurück, aber auch auf das veränderte Bewusstsein der Kund:innen in Sachen Gesundheit und Wohlbefinden für Haut & Haar. Die Covid-Pandemie hat hier eindeutig einen Fokus hin zur stärkeren Eigenwahrnehmung gelegt und Kund:innen beschäftigen sich mehr mit der Gesundheit, auch von Haut und Haar. Diese veränderte Wahrnehmung können Friseur:innen durchaus als Chance sehen und hier mit gezielter Beratung zum Thema Pflege von empfindlichem Haar und Kopfhaut punkten.
Redaktion OVERHEAD: Bei welchen Anwendungen ist im Salon in Sachen Kopfhautschutz besondere Vorsicht geboten?
Peter Pomberger: Bei allem was mit Aufhellung zu tun hat, ist Vorsicht geboten. Alle ammoniakhaltigen Anwendungen, egal ob Blondierungen oder Umformung und Dauerwelle, können gerade empfindliche Kopfhaut angreifen. Man kann aber vor der Färbe- oder Wellenanwendung schützend vorbeugen.
R.O.: Gibt es spezielle Behandlungen, die Friseur:innen zur Kopfhautbehandlung anbieten können?
P.P.: Friseur:innen mit kompetenter Beratung und Expertise sind gefragt!
Kund:innen, die sich über manche Probleme bewusst sind und wissen, was sie dann auch zu Hause dagegen tun können, fühlen sich rundum betreut. Verbesserte Pflege zu Hause verstärkt nicht nur die Gesundheit von Haut und Haar, sondern kurbelt auch den Produktverkauf an. Zudem ist es wichtig, bei intensiveren Anwendungen (Blondierung, Wellen) durch den Einsatz von speziellen Produkten schon vorher einer möglichen Kopfhautirritation vorzubeugen. Zum Beispiel kann man vor einer Farbanwendung durch das Auftragen einer Schutzlotion die Kopfhaut optimal schützen. Einfach gleichmäßig auftragen und einwirken lassen, so entsteht ein „Schutzschild“. Farbe & Co. dringen nicht so stark in die empfindliche Haut ein.
R.O.: Welche Produkte unterstützen die natürliche Schutzbarriere der sensiblen Kopfhaut?
P.P.: Besonders spannend ist ein neues Produkt von Wella: Der Marula Oil Scalp Primer. Diese Lotion auf Basis von Marula-Öl und natürlichen Wirkstoffen schützt nicht nur mechanisch als Schutzschild gegen Substanzen, sondern pflegt die Kopfhaut äußerst gut. Durch den feinen Ölfilm wird der natürliche Säuremantel der Kopfhaut unterstützt und macht sie widerstandsfähiger. Am besten kurz vor der geplanten Anwendung auf der Kopfhaut einarbeiten und trocken föhnen, dann sind Kund:innen optimal geschützt. Aus der beliebten und hochwirksamen Serie zu System Professional LipidCode gibt es mit der Balance Lotion ein weiteres Top-Produkt, das sich schützend auf die Kopfhaut legt.
R.O.: Was empfehlen Sie Kund:innen mit schwerwiegenden Hauterkrankungen, wie z.B. Psoriasis Arthritis oder Neurodermitis, wenn sie gerne gefärbt werden möchten?
P.P.: Hier muss ich ganz klar sagen, dass ärztliche Beratung notwendig ist!
Friseur:innen dürfen sich hier, schon rein rechtlich gesehen, nicht äußern und gerade bei schwerwiegenden, entzündlichen Hauterkrankungen muss das von einem Facharzt abgeklärt werden. Wenn Kund:innen sich von einem Dermatologen beraten lassen haben, dann können die Wünsche gerne umgesetzt werden, aber erst nach dem ärztlichen Okay. Wenn man als Friseur:in zum Beispiel stark nässende, wunde Stellen auf der Kopfhaut bemerkt, muss man auch das Kund:innen sofort mitteilen und darf keinesfalls eine Farbbehandlung durchführen.
R.O.: Gereizte Kopfhaut und Haarausfall – hängen diese Phänomene zusammen?
P.P.: Kopfhautprobleme und Haarausfall können zusammenhängen, müssen es aber nicht. Erst einmal muss geklärt werden, um welche Art von Haarausfall es sich handelt. Ist es der temporäre, hormonell bedingte Haarausfall von dem gerade Frauen häufiger betroffen sind, oder handelt es sich um den erblich bedingten Haarausfall – dieser nimmt im Alter zu und die Herren sind hier eindeutig vermehrt betroffen. Beim temporären Haarausfall gibt es durchaus eine Verbindung zur Kopfhaut: Denn meist ist dieser Verlust der Haare durch eine verstärkte Produktion von Testosteron und zeitgleich abfallendes Östrogen ausgelöst, oder aber, die Kopfhaut ist schlichtweg nicht gut durchblutet, Poren sind verstopft – die Belüftung ist sozusagen mangelhaft. Gerade Frauen die sich in einer veränderten hormonellen Situation befinden, z.B. nach einer Geburt oder zu Beginn der Menopause, leiden unter temporären Haarausfall. Hierbei ist auch die Kopfhaut in Mitleidenschaft gezogen und tatsächlich kann man beides durch geeignete Pflegemaßnahmen sanft unterstützen, bis der Hormonhaushalt wieder im Lot ist.