Rund Viereinhalb Monate ist es jetzt her, dass das Coronavirus zur Schließung der Betriebe zwang und damit zehntausende Unternehmen vor existenzielle Probleme stellte. Betroffen waren von den verordneten Maßnahmen natürlich auch die Friseure. Doch auch wenn die Zwangspause auch von den Stylisten Opfer forderte, konnte die Bundesinnung einige Erleichterungen durchsetzen, sodass ab dem 1. Mai wieder geschnitten und gestylt werden konnte. OVERHEAD hat daher Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder zum Kurzinterview gebeten.
OVERHEAD: Zumindest die erste Welle von Corona scheint ja derzeit überwunden. Wie steht die Branche aktuell da?
BIM Wolfgang Eder: Die Informationen, die wir von den Unternehmen bekommen, sind sehr widersprüchlich. Einige mussten Kurzarbeit anmelden, bei anderen dafür läuft es sehr gut. Wir sind daher gerade dabei, zusammen mit dem market-Institut anhand einer Umfrage bessere Informationen und eine genauere Übersicht über den Stand der Dinge zu bekommen. Sollte also jemand seitens des market-Institutes eine entsprechende Anfrage erhalten, würden wir uns über eine Teilnahme sehr freuen. Genaue Informationen sind für die gesamte Branche von großer Bedeutung.
OVERHEAD: Welche konkreten Maßnahmen hat die Bundesinnung im Zuge der Corona-Krise gesetzt?
BIM Eder: Unser größter Erfolg war natürlich, dass die Friseure unter den Ersten waren, die wieder aufsperren durften. Dazu kamen Maßnahmen, die leicht umsetzbar und finanziell nicht allzu aufwendig waren. Und auch die angedachte 20-Quadratmeter-Regelung konnten wir verhindern. Bedauerlich war dafür, dass es in den Gesprächen mit der Gewerkschaft hinsichtlich der Aussetzung des Geltungsbeginns der Lohnerhöhung kein Einlenken gab. Dafür konnten Hygiene- und Schutzmaßnahmen erarbeitet werden. Darüber hinaus standen wir die ganze Zeit in intensivem Kontakt mit Gesundheitsminister Anschober und Bundeskanzler Kurz, um nötige Klarstellungen zu erwirken, wie zum Beispiel betreffend die Mobilfriseure, aber auch die für die Friseure gültige Verordnung. Auch rechtliche Möglichkeiten wurden seitens der Bundesinnung geprüft, insbesondere ein Individualantrag an den Verfassungsgerichtshof zum Thema Betriebsschließung nach dem Epidemiegesetz 1950. Zudem wurden auch die Friseure laufend und zum Teil schon vor Veröffentlichung der entsprechenden Verordnungen durch das Ministerium umfassend informiert, von der Sonnbzw. Feiertagsöffnung bis zu entsprechend angepassten Kundeninformationen. Und nicht zuletzt konnte die Bundesinnung gemeinsam mit dem Verein zukunft-lehre.österreich eine Förderung für neu eingestellte Lehrlinge für den Zeitraum vom 16. März bis 31. Oktober umsetzen. Außerdem ist auch die Halbierung des Mehrwertsteuersatzes für personalintensive Dienstleistungen noch nicht vom Tisch.
OVERHEAD: Aktuell steigen die Ansteckungszahlen wieder. Wie geht es nun weiter?
BIM Eder: Ganz wichtig ist es für die Friseure, regelmäßig die Corona-Info-Seite der WKO zu besuchen, um sich über die aktuellsten Neuerungen auf dem Laufenden zu halten. Genaue Richtlinien zu Quarantäne-Maßnahmen werden in nächster Zeit an die Friseure ausgesandt. Angesichts der aktuellen Lage müssen wir uns allerdings auch darauf einstellen, dass die Maskenpflicht bleibt und es eventuell auch wieder zu regionalen Schließungen kommt. Hier ist jeder Unternehmer in seiner Eigenverantwortung gefordert, auch im eigenen Interesse. Denn auch die Kunden werden eher dem Unternehmen den Vorzug geben, das Maskenpflicht und Hygienestandards ernst nimmt. Sollte es wieder zu Schließungen kommen, gibt es jedenfalls seitens der Innung eine klare Forderung nach entsprechender Absicherung der Betriebe.