Der Salon ist das wichtigste Aushängeschild eines Friseurs. OVERHEAD hat sich mit Vertretern der Einrichtungsbranche über den besten Weg dorthin unterhalten.

Wann und wieso sollte man den Salon einem Refresh unterziehen?

Mathias Künzler: Trotz bzw. insbesondere wegen Finanzkrise, Digitalisierung und Billiganbietern müssen Saloninhaber ihre Kunden begeistern: entweder durch Einsparungen und den Versuch, mit Billig- und Onlinegeschäften mitzuhalten, oder als Premiumanbieter mit attraktiver Preis- und Sortimentsstruktur, Beratung und kreativer Inszenierung des Salons. Letzteres ist zwar der schwierigere, aber langfristig bessere Weg. Der Salon ist dabei das Erste, was wahrgenommen wird – von Kunden und potenziellen Mitarbeitern – und entscheidet neben seiner Beratungs- und Leistungsstärke über zukünftige Fans oder Anti-Fans, Einmalkunden oder Stammkunden. Die Zyklen werden allerdings immer kürzer: Hatte früher ein Salon eine „Lebensdauer“ von 15 und mehr Jahren, würde ich heute einen Zyklus von zehn Jahren, eher noch sieben Jahren ansetzen, wie es schon im Wellness- oder Shoppingbereich zu beobachten ist. Schaffen Sie eine Erlebniswelt für Ihre Kunden und Mitarbeiter.

Hermann Gabriel: Kleine Veränderungen – z. B. Wandfarbe, Vorhänge, Accessoires – sollten regelmäßig vorgenommen werden, damit der Salon für die Kunden interessant bleibt, Frisierstühle nach Möglichkeit alle fünf bis sieben Jahre neu gekauft bzw. umtapeziert werden. Schon aufgrund steuerlicher Gründe ist es von Vorteil, die Einrichtung alle zehn Jahre zu erneuern.

Karl Strempfl: Kunden verbinden den Friseurbesuch mit einem Wellness-Erlebnis und möchten sich dabei rundum wohlfühlen, es ist kein „Must-Do“, sondern vielmehr ein „Wanna-Do“. Kleinigkeiten wie eine neue Wandfarbe kann man alle paar Jahre umsetzen, Mobiliar sollte alle sechs bis acht Jahre erneuert werden, um up to date zu sein und Funktionalität sowie Komfort zu erhalten. Eine komplette Konzeptveränderung empfehlen wir, wenn sich die Gegebenheiten vor Ort ändern – sei es eine Vergrößerung oder Verkleinerung des Salons –, denn unser Ziel ist es, bei jedem Einrichtungsprojekt das Maximum an Luxus und Wohlgefühl herauszuholen.

Imogen Mühlbacher: Proaktiv handeln statt nur reagieren ist das Erfolgsgeheimnis. Mit der Salongestaltung sollten Friseure ihr Trendbewusstsein beweisen. Denn der optische Eindruck beeinflusst die Meinung über den Salon und auch – und das ist der springende Punkt – das Empfinden der Qualität der Friseurdienstleistung. Ein Refresh ist also dann nötig, wenn der Salon nicht mehr dem Puls der Zeit entspricht. Das ist spätestens nach zehn Jahren der Fall oder auch zum Beispiel bei einer Übernahme. Der Salon muss authentisch wirken, um Begeisterung zu wecken.

Reinhard Mayer: Hat man früher im Intervall zwischen zehn und 15 Jahren neu eingerichtet, wird heute der Salon ca. alle fünf Jahre „refreshed”, hierbei bleibt die Grundkonzeption des Salons unverändert, getauscht werden Bedienplätze, Waschanlage, Stühle etc. Dabei sollte man darauf achten, dass z.B. die neue Waschanlage auf die bestehende Installation passt, um Kosten zu sparen. Natürlich werden auch Wände neu dekoriert und die Beleuchtung auf LED-Technik angepasst, Ziel ist es immer, mit geringen Kosten den Salon wie neu gebaut aussehen zu lassen. Kunden erwarten sich ein zeitgemäßes, ansprechendes Ambiente.

Allround-, Wellness-, hipper oder klassischer Salon, Barbershop oder ausgefallen – auf was ist bei der Konzeption zu achten?

Mathias Künzler: Bedingt durch Art und Größe von Räumen sind auch die Entwürfe nahezu unbegrenzt. Aus den funktionalen Anforderungen und Vorgaben eines Projekts muss eine kreative Gestaltungsidee entwicklt werden, die den Saloninhaber, seine Kunden und Mitarbeiter überzeugt und emotional anspricht. Wichtig ist für mich, dass sich der Saloninhaber in seinem Salon widerspiegelt und der Salon einen eigenen Charakter hat. Das Emotionalisieren von Räumen sozusagen.

Hermann Gabriel: Wichtig ist zu wissen, welches Publikum der Friseur ansprechen möchte, und auch wo sich sein Salon befindet (ländlicher Bereich, Großstadt…). Auch die Fähigkeiten der Mitarbeiter sollten berücksichtigt werden. Bei geeignetem Personal kann durchaus ein Damen-Friseur mit einem Barber-Shop verbunden werden.

Karl Strempfl: „Barber“ ist meiner Meinung nach nicht nur ein Modebegriff. Um das Barber-Konzept zu leben, gehört viel mehr dazu als lediglich der Stil der Einrichtung. Es sollte mit dem entsprechenden Know-how und Produktangebot versehen sein. So verhält es sich im Grunde auch mit jedem anderen Konzept – es muss zum Saloninhaber und seinen Kunden passen.

Imogen Mühlbacher: Aktuell sehnt man sich beim Interior nach Vergangenem: einerseits nach dem verloren gegangenen Bezug zur Natur, andererseits nach den natürlichen Materialien, Mustern und Formen der Möbel früherer Jahrzehnte. Diese Wünsche bilden wir in der „Welonda Bio“- bzw. der „Welonda Retro“-Serie ab. Letztere ist eine Anspielung auf das besondere Gefühl der Sechziger und vermittelt ein schwungvolles und wildes Lebensgefühl. Das Ziel sollte es sein, den Salon zu einem guten Aufenthaltsort zu machen. Beim Friseurbesuch wollen Kunden ein zusätzliches emotionales Geschenk erhalten: nämlich Erlebnis. Eine Wohlfühlatmosphäre, aber auch kostenloser Service wie ein Glas Erfrischungsgetränk im Sommer etc. lassen den Kunden das Gefühl eines kurzen Relaxurlaubes erleben.

Reinhard Mayer: Die Einrichtungskonzepte sollten immer Überraschungen und Eyecatcher haben, Details, an die sich die Kunden erinnern, die sie weitererzählen und so im Idealfall dem Friseur neue Kunden bringen.

Wie läuft die Planung und Umsetzung idealerweise ab? Ist der „Online-Salon“ wirklich eine Lösung?

Mathias Künzler: Ich sehe die „Onlinewelt“, richtig angewendet, generell als Abkürzung zum eigenen Glück, auch wenn Beratung fehlt und auch die Qualität der Produkte hier nicht wirklich beurteilt werden kann. Eine gelungene Innenarchitektur zeichnet sich für mich durch Respekt gegenüber Raum, Zweck und den Menschen darin sowie zahlreiche weitere Aspekte aus, die nur durch einen engen Dialog vor Ort mit den Menschen umgesetzt und und nie über das Internet erreicht werden können. Parallel dazu erfolgt ein Angebot mit einer kostenmäßigen Einschätzung, Änderungen werden adaptiert, Details besprochen und Oberflächen, Farben bemustert. Zugleich mit der Installationsplanung für alle beteiligten Gewerke erstelle ich einen Zeitplan, um das fertige Projekt, das ich während der Umbauphase begleite, termingerecht an einen glücklichen Kunden übergeben zu können.

Hermann Gabriel: „Vor Ort“ wird geprüft, ob die Räumlichkeiten die gewerblichen Auflagen erfüllen, ein Aufmaß wird erstellt und das Salonkonzept besprochen. Auf Grundlage verschiedener Varianten wird anschließend die Detailplanung und Visualisierung vorgenommen. Nach Einholung von Anboten findet eine Besprechung aller statt. Termine werden festgelegt sowie eventuelle Probleme besprochen. Gleichzeitig erfolgt nach Absprache mit dem Kunden die Bestellung der Ware. Die Bauaufsicht und Koordination bis hin zur Fertigstellung wird ohne Zusatzkosten von uns durchgeführt. „Online-Salons“ bzw. Online-Shops kommen für mich nicht in Frage, da ich das persönliche Gespräch in den Vordergrund stelle. Ergonomie, Technik, Komfort und Qualität sind online nicht ersichtlich und sehr oft kommt es zu Farbabweichungen zwischen Foto und Original. Es gibt keinen direkten Ansprechpartner und von Termineinhaltungen könnten wir einige Geschichten erzählen. Das Risiko ist der Preis nicht wert, auch handelt es sich meistens bei Billigkäufen nicht um Qualitätsware aus Europa!

Karl Strempfl
Salon Styling Strempfl

Karl Strempfl: Für uns ist der Online-Salon aufgrund der schon genannten Punkte keine Lösung, denn wir legen großen Wert da-
rauf, den Saloninhaber persönlich kennenzulernen und uns ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Nur so können wir auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden eingehen und ein passendes Konzept ausarbeiten. Dafür sind viele Planungsschritte im Detail erforderlich und die persönlichen Beratungsgespräche essentiell.

Imogen Mühlbacher: Zunächst analysieren wir gemeinsam mit den Saloninhabern unverbindlich und kostenlos den Einrichtungsbedarf und die Zielgruppe, die angesprochen werden soll. Auf dieser Grundlage erhalten die Kunden ein Raumkonzept inklusive Materialvorschlag und Lichtplanung. Wir betrachten den Salon dabei immer als Ganzes und konzentrieren uns auf ein kundenspezifisches Design. Standardlösungen sind für uns keine Alternative. Das garantiert einen einzigartigen Auftritt und Wiedererkennungswert. Der Salon wird zur Marke. Der letzte Schritt ist die Projektrealisierung. Dabei übernehmen wir als Generalunternehmen alle Handgriffe.

Reinhard Mayer: Wir bekommen in der Regel ein Lastenheft, das mit viel Herzblut abgearbeitet wird, um alle Vorgaben unserer Kunden zu erfüllen. Das ist die Pflicht, anschließend folgt die Kür. Jetzt wird das Grundkonzept mit Leben gefüllt, wir erstellen Gesamtkonzepte mit Vorschläge über Boden, Wände, Möblierung, Lichtkonzept, Farben, Dekorationen.

Wasch- und Bedienstühle, Tische, Spiegel etc. unterliegen einem starken Wandel und bieten immer mehr Funktionen. Wohin geht der Trend, auf was ist beim Kauf zu achten?

Mathias Künzler: Mehr Funktionen und der starke tägliche gewerbliche Gebrauch setzen generell eine sehr hohe Qualitätsverarbeitung voraus. Dabei ist auf einen flächendeckenden, schnell verfügbaren Kundendienst zu achten. Eine Waschanlage sollte nicht „nur“ wegen einer defekten Massageeinheit komplett getauscht werden müssen. Das bedeutet zwar höhere Kosten für den Hersteller, ist aber für mich Grundvoraussetzung, um Qualität und Service in der Realität umsetzen zu können.

Hermann Gabriel: Funktionalität ist oberstes Gebot, d. h. Stühle müssen bequem sein, bei den Waschanlagen sollte der Halsausschnitt beim Becken beachtet werden, auch auf Kleinigkeiten sollte viel Wert gelegt werden: USB-Anschluss, ausreichend große Ablage beim Frisierplatz, Handtaschenhalterung, Föhnhalter usw. sollten vorhanden sein…

Karl Strempfl: Waschplätze mit Massagefunktion sind nach wie vor schwer gefragt – sie sind das gewisse Etwas zum ultimativen Wellnesserlebnis.

Imogen Mühlbacher: Auch an die Funktionalität gibt es neue Anforderungen. Das rührt unter anderem daher, dass die funktionalen Aspekte der Einrichtung, wie Ablagen, Farbanmischung etc. optisch hinter das Salondesign treten sollen. Gefragt sind also höhere Funktionalität und gleichzeitig modischere Gestaltung.

Reinhard Mayer
la max Salondesign,
Österreich Ost

Reinhard Mayer: Bei Waschanlagen sind elektrische Fußstützen und Massagesysteme schon fast Standard, die Stylingplätze werden immer mehr mit indirekter Beleuchtung ausgestattet. Unser neue Serie „Dressing Beauty“ wird mit mehreren verschiedenen Überzügen in verschieden floralen Dekoren ausgeliefert und könnte jeden Tag „neu eingekleidet“ werden, und wenn das nicht mehr gefällt, kann man die Überzüge auch ganz weglassen, mehr Abwechslung geht nicht mehr.

 

 

 

Ohne Geld ka Musi… Wie finanziert man am besten? Wie unterstützt der Einrichter?

Mathias Künzler: Neben Barzahlungen und verschiedenen Zahlungskonditionen können wir ein sehr attraktives und günstiges Leasing anbieten. Hier arbeite ich mit einem selbständigen Leasingmakler zusammen, der für meine Kunden verschiedene Angebote bei den verschiedensten Leasinganbietern und Banken einholt.

Hermann Gabriel: Schon im Vorfeld werden mit unseren Kunden alle Finanzierungsmöglichkeiten durchbesprochen. Jedes Bundesland bietet verschiedene Fördermöglichkeiten an, auf die wir gerne hinweisen. Auch besprechen wir die Vorteile einer Leasingfinanzierung, welche wir direkt anbieten können und die auch sehr gerne von unseren Kunden angenommen wird.

Karl Strempfl: Man sollte sich mit der Steuerberatung absprechen und eine Standorterhebung machen, bevor das Projekt startet. Auf Anfrage senden wir auch gerne vorab die aktuellen Kataloge der namhaften Einrichtungsmarken, sodass unsere Kunden eine Vorstellung von den Preisklassen bekommen. Zudem haben wir laufend Promo-Aktionen für verschiedenste Einrichtungsgegenstände zu Top-Preisen.

Imogen Mühlbacher: Dazu kann ich keine allgemein gültige Antwort geben. Das ist von Kunde zu Kunde individuell zu lösen. Ein Einrichter ist keine Bank.

Reinhard Mayer: Wir bieten unseren Kunden gemeinsam mit unserem Finanzierungspartner Leasingvarianten an, die laufenden Kosten sind übersichtlich und klar kalkulierbar und schwächen das Eigenkapital nicht.

Wieso sollte man sich an einen Einrichter wenden statt es selbst zu übernehmen?

Mathias Künzler: Das Erfassen eines Raumes mit dem geschulten Blick des Innenarchitekten ist ein wesentlicher Teil des gesamten Entwurfsprozesses. Die teils unbewussten Empfindungen beim Betreten eines Raumes spreche ich als Innenarchitekt mit meinen Entwürfen an. Natürlich geht es um weit mehr als um das Schaffen eines eindrucksvollen Erlebnisses. Mit meiner Erfahrung, meinen Fähigkeiten durch die Kenntnis von Theorie und Praxis kann ich eine budgetgerechte Umgebung realisieren, die nicht nur ihren Zweck erfüllt, sondern auch den Bedürfnissen der Menschen darin entspricht und dabei emotional auf uns wirkt.

Hermann Gabriel: Den Stress, sich seinen Salon selbst umzubauen, sollte sich kein Friseur antun. Wir als Einrichter sind ständig auf dem neuesten Stand bei den Themen Möbel, Technik oder Lichtplanung, übernehmen die gesamte Bauaufsicht, und das auch ohne Zusatzkosten. Darüber hinaus hat der Friseur zusätzlich einen Ansprechpartner, der im Falle eines Transportschadens, Garantiefalles oder Service vor Ort den Austausch bzw. die Reparaturarbeiten durchführt. Wir finden für jedes noch so kleine Problem eine individuelle Lösung.

Karl Strempfl: Bei einem Make-Over für den Salon spielen viele Details eine Rolle. Wir wissen, worauf zu achten ist, und vor allem kennen wir unsere Produkte. Das Budget, die Funktionalität und die individuellen Vorstellungen der Kunden müssen in Einklang gebracht werden, und dann steht dem Traum-Salon nichts mehr im Weg.

Imogen Mühlbacher
Vrana Shopdesign

Imogen Mühlbacher: Natürlich kennen Friseure ihre Kunden selbst am besten und wissen genau, welche Anforderungen die Saloneinrichtung erfüllen muss. Damit der Salon aber am Ende eine eigene Persönlichkeit verkörpert, benötigt man einen Spezialisten, der nicht nur die technischen Details umsetzen kann. Möbel kann jeder mit handwerklichem Geschick bauen. Für ein Salondesign muss man aber etwas von Designsprache und multisensorischer Inszenierung verstehen. Ein Professionist, wie Vrana Shopdesign, vereint Kundenwünsche und die Anforderungen an optimale Arbeitsabläufe in einem einzigartigen Salondesign.

Reinhard Mayer: Wenn der Friseur sich viel Zeit nimmt, konzept- und detailstark ist, digitale Installationspläne für alle Gewerke und Bauablaufpläne erstellen kann, Baubesprechungen abhält, die Bauleitung übernimmt und Ansprechpartner für alle Professionisten während der Umbauphase ist, spricht nichts dagegen, dass er das selber macht.