Marcus Eisinger ist Wiener Landesinnungsmeister.

Wie hat sich die Branche in Ihrer bisherigen Amtszeit bzw. Karriere verändert?
Marcus Eisinger: Ich bin jetzt erst seit zwei Jahren in der Funktion des Landesinnungsmeisters von Wien. Das ist doch eine recht kurze Zeit. Dennoch habe ich schon einiges initiiert und in die Wege geleitet. In Wien wurde im ersten Lehrjahr der Blockunterricht eingeführt. Der Grund dafür liegt in der Schulstundenerhöhung. Mit zwei Tagen Berufsschule und einem Tag frei haben wir ein Problem mit der Wochenarbeitszeit bekommen. Gemeinsam mit den beiden Berufsschuldirektorinnen haben wir daher nach Lösungsansätzen gesucht und probieren jetzt im ersten Durchlauf den Blockunterricht aus. Wir wissen, dass der Output der Blockschule höher ist: Die Schüler sind nach dem Blockunterricht besser aufgestellt als im Regelschulbetrieb. Im zweiten und dritten Lehrjahr bleiben wir aus heutiger Sicht bei der Regelschule, da es da nur einen Berufsschultag gibt.

Wo sehen Sie die drängendsten Probleme und welche Lösungen kann die Innung bieten?
Marcus Eisinger: Natürlich bei der individuellen Befähigung, wo es wirklich sehr viele Neuzugänge gibt. Es gibt da immer mehr Unternehmer, aber auch immer mehr Probleme bei der Qualität der Dienstleistung. Wir dürfen und müssen daher den Meister forcieren. Dabei geht es auch darum, das weltweit beste Ausbildungssystem funktionsfähig zu erhalten, und das ist eben die duale Ausbildung. Das Hauptproblem besteht ja darin, dass die individuell Befähigten den Beruf nur teilweise ausüben und daher auch keine Lehrlingsausbildung anbieten können. Wir müssen unbedingt aufpassen, dass es beim Nachwuchs nicht zu einer Abwärtsspirale kommt bzw. muss sie gestoppt werden. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Lehrlinge um 30 Prozent reduziert – das ist auch eine Frage der Attraktivität des Berufes.

Apropos Attraktivität: Geiz ist nicht immer geil! Geiz ist tödlich für die Qualität und für unsere Branche. Wir müssen unseren Kunden verständlich machen, dass Qualität ihren Preis haben darf bzw. muss – gerade auch im Hinblick auf die bevorstehende Einführung von Mindestlöhnen. Sogenannte „Billigsalons“, die Preise unter 14 Euro anbieten, gefährden die Branche massiv. Hier sehe ich die Aufgabe der Innung, durch Öffentlichkeitsarbeit zu informieren und Druck auf die Kontrollorgane zu machen, die „schwarzen Schafe“ auf Sozial- und Wirtschaftsdumping zu prüfen. Das machen wir bereits und wir werden uns auch 2020 mit allen Kräften für einen fairen Wettbewerb einsetzen.

Was erwarten Sie sich – als Wirtschaftsvertreter im Allgemeinen, aber auch aus Sicht eines Friseurunternehmers –von der nächsten Bundesregierung?
Marcus Eisinger: Ich würde mir auf alle Fälle wünschen, dass wir bei der Besteuerung neue Wege gehen und Dienstleistungen nur mit zehn Prozent Umsatzsteuer besteuern. Dadurch würde der Unterschied zwischen offizieller und Schwarzarbeit geringer werden, und das wäre angesichts der zunehmenden Probleme in diesem Bereich eine wichtige Hilfe.

Was sagen Sie Kritikern der Pflichtmitgliedschaft in der WK?
Man sieht die Auswirkungen ja in Deutschland, wo es schon liberaler geregelt ist. Das hat die Branche dort massiv in Bedrängnis gebracht. Die deutschen Kollegen beneiden uns Österreicher um unser System. Fairerweise muss man da aber auch sagen, dass wir immer schon eine führende Nation bei Vergleichswettbewerben waren, wir sollten uns da nicht nach unten nivellieren lassen, wir müssen spitze bleiben. Und da ist Quantität sicher nicht der richtige Weg. Es braucht auf alle Fälle Anpassungen, Aktualisierungen und eventuell auch Zertifizierungen von meistergeprüften Betrieben. Bei den individuell Befähigten ist nicht gewährleistet, dass die Mitarbeiter auch ausgebildete Friseure sind, und es stellt sich nicht selten auch die Frage, ob der Geschäftsführer auch tatsächlich im Betrieb arbeitet oder nur Scheingeschäftsführer ist.